400-990-2390
Immerhin sind die rund 1300 Busse der BVG seit Jahren durchweg Niederflurmodelle und mit mechanischen Klapprampen für Rollstuhlfahrer bestückt. Das von der BVG vor etwa zwei Jahren erwogene „Bedarfskneeling“ – also die Senkung des Busses nur noch auf Anforderung – ist nach Protesten Betroffener von der Politik gestoppt worden. Mehr als 1000 Fahrgäste im Rolli seien täglich per Bus unterwegs, sagt Schneider. Das dürften sogar mehr sein als beim Sonderfahrdienst des Landes. Bei der Straßenbahn sollen die letzten Tatra-Modelle mit ihren hohen Stufen 2017 ausrangiert werden. Schon jetzt werden laut BVG 19 von 21 Linien ganz oder teilweise mit barrierefreien Zügen bedient. Wo verschiedene Modelle fahren, sind die Wechsel auf den Fahrplänen markiert. Ein Service, von dem Gehbehinderte ebenso profitieren wie junge Familien.
Während die Straßenbahnen in Verbindung mit modernen Haltestellen stufenlos erreichbar sind, hapert es bei vielen der gut 7000 Bushaltestellen nicht nur an der Bordsteinhöhe: Sobald Autos zu nahe an den Haltebuchten stehen, kann der Busfahrer nicht ganz rechts ranfahren – eine gefährliche Stufe oder Lücke tut sich auf, und die Rampe liegt zu steil.
Dass bei Bus und S-Bahn altertümliche Klapprampen benutzt werden, findet Schneider sinnvoll: Die hydraulischen Vorgängermodelle an Bussen seien zwar komfortabler, aber störanfällig gewesen. Auch das System der S-Bahn, wo die Fahrer die blecherne Rampe vom Bahnsteig holen und an der vorderen Tür anlegen müssen, bewähre sich: Er habe „seit Jahren keine Beschwerden mehr von Einheimischen gehabt“, weil ein Fahrer ihren Aussteigewunsch vergessen habe.
Uneins sind sich der Landesbeauftragte und die BVG bei der Ausstattung der Verkehrsmittel für Hör- und Sehbehinderte. Denen wird üblicherweise durch das sogenannte Zwei-Sinne-Prinzip geholfen. Die von der BVG kürzlich bestellten Scania-Busse werden zwar mit einer roten Lampe beim Schließen der Türen warnen. Aber auf Außenansagen zu Linien und Fahrziel wie bei der U-Bahn verzichtet die BVG. Solche Ansagen an Haltestellen würden Anwohner zu sehr belästigen, heißt es bei dem Landesunternehmen. Ansagen bei Bedarf – beispielsweise eine App, die den Text auch wiederholen kann – seien sinnvoller. Schneider kontert: Wer ohnehin nicht fit sei, habe keine Nerven fürs Smartphone, wenn der Bus kommt. Und in den älteren U-Bahnen vermisst Schneider auf den Bildschirmen des „Berliner Fensters“ zwischen den Werbeblöcken die Anzeigen der nächsten Station.
Sowohl BVG als auch Bahn betonen, dass der barrierefreie Ausbau nicht nur Investitionen, sondern auch Unterhaltungskosten verursacht – etwa für den Betrieb von Aufzügen, für die im öffentlichen Betrieb strengere Vorschriften gelten als in Wohngebäuden. Die Verkehrsunternehmen verbessern die Bedingungen vor allem, wenn Bahnhöfe ohnehin umgebaut werden. Deshalb haben erst zwei Drittel der U-Bahnhöfe taktile Blindenleitsysteme mit Leitstreifen zum Ertasten im Boden, teilweise auch mit Hinweisen in Brailleschrift etwa an der Unterseite von Treppengeländern. Das Land fördert den Ausbau finanziell.
责任编辑:学术中心